Cyprien Gaillard, Cities of Gold and Mirrors, 2009, Sammlung MMK. Bildbeschreibung: Das Foto zeigt Ruinen eines Tempels umgeben von grüner Wiese. Auf dieser Wiese befindet sich eine in roten Stoff gehüllte Person, die ihre beiden Hände anhebt. Man sieht nur die Rückseite der Person, ihr Gesicht ist dem Bildhintergrund zugewandt, in dem man in Ansätzen ein modernes Hochhaus erkennen kann.
Cyprien Gaillard, Cities of Gold and Mirrors, 2009, Sammlung MMK. Bildbeschreibung: Das Foto zeigt Ruinen eines Tempels umgeben von grüner Wiese. Auf dieser Wiese befindet sich eine in roten Stoff gehüllte Person, die ihre beiden Hände anhebt. Man sieht nur die Rückseite der Person, ihr Gesicht ist dem Bildhintergrund zugewandt, in dem man in Ansätzen ein modernes Hochhaus erkennen kann.

Cyprien Gaillard

Der 1980 geborene französische Künstler Cyprien Gaillard wird im Herbst das MMK Zollamt bespielen. In unmittelbarer Nachbarschaft wird zur Zeit der Komplex des ehemaligen Technischen Rathauses abgerissen, das 1972 bis 1974 errichtet wurde. Zu Gaillards Themen gehören Bebauung, Zerstörung, Abriss und Bewahren. Daher wird der Abriss des Gebäudes neben dem MMK Zollamt durch eine darauf bezogene neue Arbeit des Künstlers Teil der Ausstellung sein.

Seit mehreren Jahren verfolgt Gaillard das Projekt der Geographical Analogies, ein inzwischen auf über einhundert Teile angewachsener „Atlas” der Vergleichbarkeiten. Auf seinen Reisen durch die Welt macht er Polaroid-Aufnahmen historischer und moderner Gebäude, Gärten und Ruinen aus allen Zeiten. Je neun dieser Aufnahmen werden bei der Ausstellung in einer Vitrine zu einem Rhombus der geografischen Analogien zusammengefügt.

Der 16mm Film „Cities of Gold and Mirrors” (2009) findet seine Motive in der mexikanischen Touristenmetropole Cancun. Als Ziel billiger Ferienaufenthalte in riesigen Hotelkomplexen ist sie bei nordamerikanischen Jugendlichen bekannt und geschätzt. Die Anlagen liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Tempelruinen. Die postmodernen Hotels imitieren antike Bauten und reichern sie mit Delfinbecken und dschungelhaften Hallen an. All dies wird in dem Film zur Kulisse für ein exzessives Kampftrinken. Analogisch ergänzt werden diese Aufnahmen durch eine spektakuläre Sprengung eines verspiegelten Hochhauses in Dallas und Lasershows in Großraumdiskotheken.

Die neue Serie „Angkor Beer” verbindet gleichermaßen historische Monumente und Alkohol. Alte Postkarten von französischen Schlössern werden mit Etiketten einer kambodschanischen Biersorte überklebt und zum Verschwinden gebracht, die einen verkaufsfördernden Namen und die Silhouette der weltberühmten Tempelanlage trägt.

Überlagerungen, Umwandlungen und trivialisierende Wiederaufnahme von Architekturen und Geschichte im Gefolge eines globalisierten Tourismus wird in Cyprien Gaillards Arbeiten an unterschiedlichen Orten und Verfahren untersucht und dokumentiert. Dahinter steht jedoch keine Nostalgie, keine elegische Trauer um das Verlorene, sondern eine mitunter aggressive Lust an der Verwandlung.

Ergänzt wird die Frankfurter Ausstellung im MMK Zollamt durch eine neue, ortsspezifische Arbeit, die sowohl Umfeld als Geschichte des Ausstellungsortes thematisiert.

Wir möchten Sie auch auf die Neuerscheinung des Buches „Geographical Analogies” von Cyprien Gaillard hinweisen, das alle bis heute entstandenen Arbeiten abbildet. Der Band enthält einen Text von Rein Wolfs und hat 224 Seiten. Er erscheint bei JRP Ringier Kunstverlag und wird von FRAC Champagne-Ardenne, Kunsthalle Basel, Kunsthalle Fridericianum und dem MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main herausgegeben.

Ausstellung

4. September — 24. Oktober 2010

ZOLLAMTMMK

Domstraße 3
60311 Frankfurt am Main


mmk@stadt-frankfurt.de
+49 69 212 30447