40 Jahre Kabinett für aktuelle Kunst, BremerhavenEine Ausstellungsreihe des MMK in Zusammenarbeit mit Gregor Schneider und Moritz Wesseler.
Die Ausstellungsreihe Double wendet sich im Herbst 2009 der Konzeptuellen Kunst des amerikanischen Künstlers Sol LeWitt zu. Seine Karriere begann Mitte der 1950er Jahre in New York im Graphikbüro des Architekten Ieoh Ming Peih. In den 1960er Jahren veröffentlichte er eigene kunsttheoretische Überlegungen. Mit den Schriften „Paragraphen über konzeptuelle Kunst“ (1967) und ein Jahr später „Sätze über konzeptuelle Kunst“ definierte er in Abgrenzung zum herrschenden Amerikanischen Abstrakten Expressionismus seine eigene Auffassung und etablierte den Begriff Konzeptkunst für eine neue Generation von Künstlern. Die Grundlage seiner Anschauung fasste er 1967 wie folgt zusammen: „Die Art von Kunst, die mich beschäftigt, möchte ich als konzeptuelle Kunst bezeichnen. Bei konzeptueller Kunst ist die Idee oder die Konzeption der wichtigste Aspekt der Arbeit.“
Eine vom Künstler auf dem Papier formulierte Handlungsanweisung dient als Grundlage für das Wandgemälde, welches die visuell-künstlerische Ausformung der Idee darstellt. Der Präsentation von Lawrence Weiners Sprachskulpturen vergleichbar, die im Juni dieses Jahres in der Ausstellungsreihe Double zu sehen war, liegt auch dem Werk von Sol LeWitt eine sprachliche Konzeption zugrunde, die aber eine andere Ausformung erfährt. Während Lawrence Weiner den Text in Form von Schrift an die Wand bringen lässt, resultiert bei Sol LeWitt aus der präzisen schriftlichen Anweisung eine opulente farbige Wandzeichnung.
Ganz im kritischen Bewusstsein der 60er Jahre verwurzelt, brach LeWitt radikal mit zahlreichen Traditionen der Kunst und hinterfragte das Verhältnis von Werk und Autor. Der kreative Findungsakt des Künstlers beschränkt sich rein auf die Konzeption und ist von der malerisch-zeichnerischen Ausführung isoliert. Die Aura des von einer einzigartigen Idee beseelten Künstlers wird extrem reduziert, denn nach dem Konzept Sol LeWitts kann jeder das Kunstwerk ausführen. Damit leitete er eine signifikante Entwicklung in Richtung auf eine objektive, weniger intellektuelle und emotional geprägte Kunst ein. Heute ist es nur noch schwer nachvollziehbar, wie radikal diese künstlerische Strategie vor 40 Jahren gewesen sein muss.