Wolfgang Laib, Blütenstaub von Haselnuß, 1980, Foto: Axel Schneider. Bildbeschreibung: Die Fenster eines unbeleuchteten Raumes geben den Blick auf einen hell beleuchteten Raum frei. In dem hellen Raum mit weißer Zimmerdecke und Wänden befindet sich nichts, außer ein zweidimensionales gelbes Rechteck, das auf dem hellgrauen Boden liegt.
Wolfgang Laib, Blütenstaub von Haselnuß, 1980, Foto: Axel Schneider. Bildbeschreibung: Die Fenster eines unbeleuchteten Raumes geben den Blick auf einen hell beleuchteten Raum frei. In dem hellen Raum mit weißer Zimmerdecke und Wänden befindet sich nichts, außer ein zweidimensionales gelbes Rechteck, das auf dem hellgrauen Boden liegt.

Wolfgang Laib

Double: Blütenstaub von Haselnuß

„40 Jahre Kabinett für aktuelle Kunst, Bremerhaven” Eine Ausstellungsreihe des MMK in Zusammenarbeit mit Gregor Schneider und Moritz Wesseler

In der Ausstellungsreihe „Double” wird nach Werken von Reiner Ruthenbeck, Lawrence Weiner, Gerhard Richter, Sol LeWitt, Isa Genzken und Marina Abramovic/ Ulay mit einer Arbeit des Künstlers Wolfgang Laib eine weitere bedeutende historische Ausstellung des Bremerhavener Kabinetts in die Gegenwart überführt. Die Ausstellung „Blütenstaub von Haselnuß” wird vom 16. April bis 6. Juni 2010 im MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main zu sehen sein.

Wolfgang Laib studierte zunächst Medizin bevor er sich unter dem Einfluss außer-europäischer Kunst und Kultur der Kunstproduktion zuwandte. Schon als Jugendlicher reiste Laib mit seiner Familie nach Indien, daher mag wohl auch seine intensive Auseinandersetzung mit Spiritualität und außereuropäischen Glaubensformen herrühren. Dieses ausgeprägte Interesse an der Kultur und Philosophie Asiens wird auch in seiner Kunst spürbar und verleiht ihr ein kontemplatives Element. In diesem Zusammenhang begann er mit naturästhetischen Materialien zu arbeiten, darunter Wachs, Blütenstaub und Milch. Große künstlerische Anerkennung wurde ihm bereits zu Teil, so waren Laibs Arbeiten aus Blütenstaub 1982 Teil des deutschen Biennale-Beitrags in Venedig, zusammen mit Hanne Darboven und Gotthard Graubner. 1987 wurde dem Künstler der renommierte Arnold-Bode-Preis der Stadt Kassel verliehen. Zahlreiche weitere Ausstellungen folgten, bis durch eine groß angelegte Retrospektive in den Jahren 2000 bis 2002 das künstlerische Werk Wolfgang Laibs auch über die Grenzen Deutschlands hinweg Anerkennung erfuhr.

1977 verwirklichte Laib seine erste Arbeit mit Blütenstaub von Kiefer, Haselnuß, Hahnenfuß und Löwenzahn, indem er ihn als temporäres rechteckiges Feld auf dem Boden aussiebte. Beim Einsammeln des Blütenstaubs ist der Künstler den Jahreszeiten und den Blühzyklen der Bäume unterworfen, also der Natur. Er verwendet verschiedene Blütenstaubarten, die nacheinander eingesammelt werden können. Zuerst blüht Haselnuß, dann Löwenzahn, gefolgt von Hahnenfuß und schließlich Kiefern. Sie alle unterscheiden sich in Farbe und Konsistenz. Der in Gläsern abgefüllte Blütenstaub wird manchmal auch auf Tabelaren ausgestellt, als Ergänzung zu den ausgestellten Quadraten. Für Laib ist der eingesammelte Blütenstaub als Substanzbegriff selbst schon ein Kunstwerk. Gegenstand der Ausstellung im MMK ist ein eben solches, auf den Boden gepudertes Blütenstaubrechteck von Haselnuss. Die mit Sonnenenergie aufgeladene fruchtbare Substanz – zugleich ein natürlicher Lockstoff – erscheint als strahlende, duftende und scheinbar schwebende Form und reine Farbmaterie auf dem Boden. Das Wissen um ihr empfindliches Dasein – schon ein Windhauch oder eine Handbewegung kann sie zerstören – schafft eine besondere Konzentration. Somit ist jedes Werk Laibs neben seinen ästhetischen Qualitäten zugleich eine Metapher für die Ungewissheiten der Natur und des Lebens. Der Mensch betrachtet die Welt vor dem Hintergrund seines Wissens und seiner Erfahrungen, doch erreicht auch die genaueste und konzentrierteste Betrachtung nie eine objektive und absolute Gewissheit der Dinge, da eine „Unschärfe“ stets bestehen bleibt. Unter Wolfgang Laibs künstlerischem Einfluss werden naturästhetische Materialien zu einem nahezu kontemplativen Werk und Ausstellungsräume zu Andachtsräumen. Ein solcher Raum wurde nun auch im MMK rekonstruiert.

Ausstellung

16. April — 6. Juni 2010

MUSEUMMMK

Domstraße 10
60311 Frankfurt am Main


mmk@stadt-frankfurt.de
+49 69 212 30447