DAS KAPITAL RAUM 1970–1977

Joseph Beuys im Gespräch mit Mario Kramer

Das sehr ausführliche Interview, das der Sammlungsleiter des MMK Dr. Mario Kramer am 9. Dezember 1984 mit Joseph Beuys in dessen Düsseldorfer Atelier führen durfte, vollzieht die komplexe Entstehungsgeschichte des Environments DAS KAPITAL RAUM 1970-1977 in all seinen Bestandteilen nach. Die differenzierte, systematische Werkbetrachtung führt das Sichtbare immer zu den Gedanken, die die Handlungen von Beuys veranlassten zurück. „Unter Anspielung auf den Buchtitel von Karl Marx manifestiert sich darin ein spiritueller Kapitalbegriff, der neue Diskussionen über Sinn und Aufgabe von Kunst herausfordert.“ (M. Angerbauer-Rau, Beuys Kompass, Köln 1998, S. 500)

Anlässlich der Biennale von Venedig 1980 zeigte Joseph Beuys im Internationalen Pavillon ein neues Werk mit dem Titel: DAS KAPITAL RAUM 1970-1977. Die Übersichtsausstellung „L’ arte degli anni 70“ unternahm den Versuch, die Kunst der 1970er Jahre, den Zeitraum einer ganzen Dekade durch repräsentative Werke vorzustellen. Beuys’ umfangreiches raumbezogenes Werk beschäftigt sich mit dem Zeitraum von 1970 bis 1977, und kann als ein retrospektives Werk bezeichnet werden, welches die Summe der wichtigsten Stationen und wegweisenden Impulse von zehn Jahren, einer umfassenden Periode im Schaffen des Künstlers, darstellt. Mit dem Biennale-Jahr 1980 waren auch für Beuys die siebziger Jahre abgeschlossen und der Zeitpunkt gekommen, ein künstlerisches Resümee in Gestalt einer abschließenden Arbeit zu ziehen. Sein Motto, „Medien durch Monumente ersetzen“, das er bereits Mitte der 1970er Jahre formuliert hatte, wurde in der Gestaltung dieses Environments nachdrücklich sichtbar. Beuys kombiniert dabei verschiedene Aktionsrelikte erstmals für das endgültige Werk DAS KAPITAL RAUM 1970-1977. Ausgangspunkt dieses Werkes bilden die beiden Celtic-Aktionen von 1970 in Edinburgh und von 1971 in Basel, bei denen Beuys mit dem dänischen Komponisten Henning Christiansen zusammengearbeitet hat. Wichtige weitere Stationen waren Beuys’ Teilnahme an der documenta 5, 1972 in Kassel mit seinem Beitrag Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung und fünf Jahre später anlässlich der documenta 6, 1977 seine 100 Tage Aktion Freie internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung e.V.

Bildcredits: Joseph Beuys, DAS KAPITAL RAUM 1970-1977, 1980 (Details) Ausstellungsansichten in den Hallen für neue Kunst in Schaffenhausen, 1984 © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Fotos: Mario Kramer

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